Nun wird es knifflig

Helmut Heinrich Waldemar Schmidt war ein deutscher Politiker der SPD. Von 1974 bis 1982 war er als Regierungschef einer sozialliberalen Koalition nach dem Rücktritt Willy Brandts der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Ab 1961 war Schmidt Senator der Polizeibehörde in Hamburg. In dieser Funktion wurde er während der Sturmflut 1962 als Krisenmanager weit über Hamburg hinaus bekannt und geschätzt. Von 1967 bis 1969 war er Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, 1969 bis 1972 Bundesminister der Verteidigung und 1972 bis 1974 Bundesminister der Finanzen.

Auch nach seiner Kanzlerschaft genoss Schmidt als Elder Statesman parteiübergreifend hohe Popularität. Von 1983 bis zu seinem Tod war er Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit.

Helmut Schmidt wurde 1918 in Hamburg als ältester von zwei Söhnen des Lehrerehepaares Gustav Ludwig Schmidt und Ludovica Schmidt (geb. Koch; 1890–1968) geboren. Sie wohnten bis 1931 in der Schellingstraße 9 in Hamburg. Der Sohn besuchte bis zu seinem Abitur 1937 die Lichtwarkschule. Eine seiner Lehrerinnen war Erna Stahl.

Als 17-jähriger Schüler wurde Schmidt 1936 wegen zu „flotter Sprüche“ aus der Marine-Hitlerjugend ausgeschlossen, in die er zwei Jahre zuvor mit seinem Schülerruderverein eingegliedert worden war. Nach dem Abitur meldete sich Schmidt wie die Mehrzahl der Abiturienten freiwillig zum Wehrdienst, um danach ohne Unterbrechung studieren zu können und leistete zunächst einen sechsmonatigen Arbeitsdienst in Hamburg-Reitbrook. Am 4. November 1937 wurde er zum Wehrdienst bei der Flakartillerie in Bremen-Vegesack eingezogen. In dieser Zeit hatte er eine freundschaftliche Beziehung zu Tim und Cato Bontjes van Beek und deren Familie. Ab 1939 war er als Feldwebel der Reserve zur Luftverteidigung Bremens eingesetzt. Im Jahr 1941 wurde er als Leutnant der Reserve in das Oberkommando der Luftwaffe nach Berlin versetzt. Von August bis Ende 1941 diente Schmidt als Offizier in einer leichten Flakabteilung der 1. Panzer-Division an der Ostfront. Er war unter anderem zur Leningrader Blockade kommandiert worden und erhielt in dieser Zeit das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Von 1942 bis 1944 war er Referent für Ausbildungsvorschriften der leichten Flakartillerie im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und in Bernau bei Berlin.

Als Angehöriger des Reichsluftfahrtministeriums wurde Oberleutnant Schmidt als Zuschauer zu den Schauprozessen des Volksgerichtshofs gegen die Beteiligten am Attentat vom 20. Juli 1944 abkommandiert. Angewidert vom Verhalten des Vorsitzenden Richters Roland Freisler ließ sich Schmidt von seinem vorgesetzten General danach von weiterer Zuhörerschaft entbinden. Ab Dezember 1944 war er als Batteriechef an der Westfront zunächst nach Belgien versetzt. Anfang 1945 äußerte er sich während einer Übung auf dem Flak-Schießplatz Rerik an der Ostsee kritisch über Reichsmarschall Hermann Göring und das NS-Regime. Dafür wollte ihn ein NS-Führungsoffizier vor ein Kriegsgericht stellen. Zwei vorgesetzte Generäle verhinderten dies jedoch, indem sie Schmidt durch ständige Versetzungen dem Zugriff der Justiz entzogen. Im April 1945 geriet Schmidt in Soltau in der Lüneburger Heide in britische Kriegsgefangenschaft. In einem belgischen Gefangenenlager 2226 in Zedelgem nahm ihm der Vortrag von Hans Bohnenkamp mit dem Titel Verführtes Volk im Juni 1945 die letzten „Illusionen“ über den Nationalsozialismus. Am 31. August 1945 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.

Schmidt sagte später, er habe in der NS-Zeit eine „innere Gegnerschaft“ zum Nationalsozialismus vertreten. So beurteilte ihn am 1. Februar 1942 ein Vorgesetzter: „Steht auf dem Boden der nat. soz. Weltanschauung und versteht es, dieses Gedankengut weiterzugeben.“ Auch in anderen Beurteilungen aus seiner Wehrmachtszeit wurde ihm eine „einwandfreie nationalsozialistische Haltung“ (10. September 1943) bzw. „Nationalsozialistische Haltung tadelfrei“ (18. September 1944) bescheinigt. In der Gesprächssendung Menschen bei Maischberger (Nacht vom 28. auf 29. April 2015) wies Schmidt diesen Vorwurf als unsinnig zurück: Damals sei es üblich gewesen, dass Kommandeure ohne Rücksicht auf die tatsächliche Gesinnung des Soldaten Gefälligkeitszeugnisse ausstellten. Ernst genommen habe diese Bescheinigungen weder der Beurteiler noch der Beurteilte.

Nach Gründung der Bundeswehr wurde Schmidt im März 1958 zum Hauptmann der Reserve befördert. Im Oktober/November 1958 nahm er an einer Wehrübung in der damaligen Iserbrook-Kaserne in Hamburg-Iserbrook teil; noch während der Übung wurde er mit der Begründung, er sei ein Militarist, aus dem Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion abgewählt.

[HDquiz quiz = "21"]